In Obstalden besuchte er die Witwe seines ehemaligen Hauptmanns des 31. Regiments, in dem er von 1816 bis 1830 gedient hatte. Jan war danach Arzt geworden.
Er sah die Porträts seines Regiments an der Wand bei Frau Heussi hängen. Gibt es sie noch? Ich würde sie sehr gerne sehen.
Frau Heussi: Sie war die (zweite) Witwe des Hauptmanns von Jan Schindler.
Fridolin Heussi (1773–1850) war ein Sohn von Balthasar Heussi (1738-1813) en Dorothea Heussi (ca 1740-/1797).
Er wurde am 14. April 1773 in der Kerenzerstraße in Mollis geboren.
Er begann seine militärische Laufbahn in Holland, in Brabant und Flandern, unter Ihrer Königlichen Hoheit dem Erbprinzen von Oranien, im Regiment Stockar.
Am 20. Februar 1792 wurde er Soldat, am 15. Juli 1792 Korporal, und vom 15. November 1794 bis zum 26. März 1796 war er Fähnrich.
Vermutlich erhielt er danach Urlaub.
Am 15. September 1797 heiratete er Barbara Menzi in Kerenzen.
Vom 3. Januar 1798 bis zum 28. April 1798 war er Kapitänleutnant im Bataillon Freuler der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
Vier Monate nach der Hochzeit, am 22. Januar 1798, wurde ihre Tochter Barbara geboren.
Im selben Jahr verstarb seine Frau Barbara Menzi.
Vermutlich war dies der Grund für das kurze Dienstverhältnis (dreieinhalb Monate).
Etwas über ein Jahr später hatte er offenbar eine Lösung für seine Tochter gefunden und trat in den Militärdienst in England ein.
15. Juni 1799 – Juni 1801: Niederländischer Major in England, Bataillon Zwicky
Schweiz:
16. September 1802 bis 12. November 1802: Hauptmann, Bataillon Hauser
12. November 1802 bis 28. Januar 1815:
Hat er in dieser Zeit Urlaub erhalten, um sich um seine Tochter zu kümmern, oder hatte er eine andere Tätigkeit?
Am 28. Januar 1815 war seine Tochter Barbara fast 17 Jahre alt.
Knapp zwei Jahre später, am 1. November 1816, heiratete sie Johann Heinrich Grob. Er stammte aus ihrem Geburtsort Obstalden.
Johann Heinrich Grob wurde am 1. Februar 1815 für vier Jahre als Soldat in den Niederlanden eingezogen.
Im Jahr 1810 war er Stadtsoldat in Basel.
Später wurde er Landherr, Tagwenvogt (1827), Bürgermeister (1837), Schulvogt und Mitglied des Bezirksrates.
Im Jahr 1854 lebten in Filzbach eine ganze Reihe von Verwandten von Fridolin Heussi (1773–1850), dem Hauptmann von Jan:
Fridolins Bruder Johann Peter Heussi (87 Jahre alt)
Fridolins Schwägerin Margaretha Menzi (72 Jahre alt)
Fridolins Neffe (Sohn seiner Schwägerin und seines Bruders Johann Peter), also sein Oheimkind: Balthasar, 49 Jahre alt. Er war mit einer Menzi verheiratet (Anna Maria Menzi).
Fridolins Großnichte (Tochter von Balthasar): Margreth Heussi, 27 Jahre alt
Fridolins Tochter: Barbara Grob-Heussi, 56 Jahre alt
Fridolins Schwiegersohn: Johann Heinrich Grob, 66 Jahre alt
Fridolins Enkel (Söhne von Barbara Heussi und Johann Heinrich Grob): Fridolin Grob(34 Jahre alt) und Heinrich Wilhelm Grob (17 Jahre alt)
Margaretha Menzi, Ehefrau von Fridolin Grob (33 Jahre alt)
Zwei Urenkelinnen (Kinder von Fridolin Grob und Margaretha Menzi): Barbara Grob (3 Jahre alt) und Heinrich Grob (1,5 Jahre alt)
→ Mehr über Filzbach und hier; mehr über die Menzi-familie.
Man könnte sagen, dass viele Verwandte ihres Mannes Heussi dort lebten – doch offenbar hatte die zweite Frau von Fridolin Heussi mit keinem von ihnen Kontakt.
Frau Heussi war 72 Jahre alt, als Jan sie kennenlernte. Sie müsste also um 1782 geboren worden sein.
Und wir wissen etwas über ihre Schwester:
„Als ihr deutscher Mann starb, wurde sie von seiner Familie verfolgt – und nun sitzt sie seit ein paar Jahren im Gefängnis von Chur, ohne dass je ein Urteil gesprochen wurde!“
26 juni 1854 --- Samenvatting en links --- Lees meer over Fridolin Heussi
Jan besuchte frau Heussi, er war wohnte damals in Mollis.
am 26. juni 1854 --- Zusammenfassung und Links --- Lese mehr über Fridolin Heussi:
übersetzt ins moderne Deutsch:
Ich war bereits um fünf Uhr aufgestanden, und um sechs saß ich bei Onkel Conrad beim Frühstück. Kurz darauf machte ich mich mit Louise auf den Weg. Fanny hatte keine Lust mitzukommen, und für Henriëtte war die Wanderung zu beschwerlich. Sie ist wie eine zarte Porzellanpuppe, mit einem Atem, der aus einer Brust kommt, die kaum kräftig genug scheint. Um Berge zu besteigen, braucht man aber einen langen Atem.
Unser Ziel war ein Besuch bei unserer alten Freundin aus der Regimentszeit, Frau Heussi, auf dem Kerenzerberg. Der Tag begann angenehm, doch bald wurde es sehr heiß. Als wir beide abmarschbereit waren, durchquerten wir das Dorf und schlugen die vor fünfzehn Jahren neu gebaute Bergstraße von Mollis über den Kerenzerberg ein. Nach etwa zwei Stunden endete sie abrupt.
Die Straße hört hier auf, weil der Kanton St. Gallen sein Versprechen nicht gehalten hat, sie durch sein Gebiet bis nach Walenstadt fortzuführen – und das, obwohl der Bedarf groß und der Nutzen offensichtlich gewesen wäre. Stattdessen soll nun eine Eisenbahn gebaut werden, unter dem Walensee hindurch, durch Felsen und Klippen, über und entlang des Berges.
Es handelt sich um eines der teuersten und schwierigsten Bahnprojekte der Schweiz, weshalb die Verlängerung der alten Bergstraße auf lange Sicht ausgeschlossen scheint. Dabei ist diese Straße so einfach zu bauen, gut gepflegt, und bietet Wandernden die reizvollsten Ausblicke auf entfernte Schönheiten. Wir hielten uns klugerweise an die Seite, auf der der Berg selbst und hie und da Tannen in den frühen Morgenstunden noch Schatten warfen – ein angenehmer Schutz vor der schon jetzt störenden Sonne.
In netter Unterhaltung – Louise erzählte vor allem von Familien, die sie in Niederländisch-Indien kennengelernt hatte – erreichten wir, bereits etwas erschöpft vom Anstieg, das Dorf Obstalden. Es war meine erste richtige Bergwanderung.
Unser Weg führte uns weiter zu Frau Heussi, dem eigentlichen Ziel unserer Reise. Diese Frau lebt nun ganz allein, fast verlassen, und hat kaum Kontakt zu anderen Menschen – am wenigsten zu Menschen ihres Standes. Denn außer dem noch jungen, unverheirateten Pfarrer wohnt dort kein Herr mehr.
Ach, wie grau und alt erschien sie uns! Sie war 72 Jahre alt, wirkte aber deutlich älter. Vor drei Jahren hatte sie ihren Mann verloren, und seitdem wurde sie von dessen Familie wegen des geringen Erbes gequält. Sie war wie eine, die überall ausspioniert wird, in einem Zustand stiller Verzweiflung. Einst war sie so lebensfroh gewesen – man hätte sagen können, eine Frau, die sich nichts gefallen ließ.
Louise und ich, besonders Louise, empfanden ihren Zustand als äußerst traurig. Wie sehr sie sich freute, uns endlich bei sich zu sehen! An der Wand hingen die Porträts unseres alten Regiments, offenbar oft betrachtet in ihrer einsamen Trostlosigkeit – eine stille Erinnerung an bessere Zeiten.
Sie sprach viel von ihrem verstorbenen Mann und von Holland, das ihr so gut gefallen hatte, dass sie dort auch nach seiner Pensionierung leben wollte. Doch er hatte sich geweigert. „Ach“, seufzte sie, „der gute Mann hätte sich nie vorstellen können, dass ich jetzt so stiefmütterlich behandelt werde … sonst hätte er wohl anders entschieden.“
Schweren Herzens berichtete sie uns auch von ihrer Schwester, die einst reich in Deutschland geheiratet hatte, aber nach dem Tod ihres Mannes wegen des Erbes verfolgt wurde. Auf Drängen seiner Familie sitzt sie nun schon seit Jahren ohne Urteil in Chur im Gefängnis. Auch diese Geschichte hatte ihre Spuren hinterlassen – aus der einst fröhlichen Frau war eine schläfrige, mutlose, tief unglückliche alte Dame geworden.
Während Frau Heussi, aus Angst belauscht zu werden, ihre traurige Geschichte erzählte, tranken wir ein Glas Wein, aßen ein Stück Brot und erholten uns von der Anstrengung des Weges.
Um zwölf Uhr setzten wir uns zu dritt an den Tisch zum Mittagessen. Es schmeckte gut, auch wenn mir die Zubereitung einiger Speisen fremd und eigentümlich erschien. Danach saßen wir im kleinen Garten und betrachteten vergnügt die Blumen, die sie selbst hegte und pflegte – eine ihrer wenigen Freuden. Selbst hier aber glaubte sie, man würde uns beobachten. Die Wirtin des Hauses, ein Albergo, trat unaufgefordert zu uns, zeigte uns ihre Blumen und mischte sich ins Gespräch – sehr zum Missfallen der alten Frau, die sich überall überwacht fühlte.
Später führte sie uns hinter das Pfarrhaus zu einem Hang, von dem aus man einen herrlichen Blick auf den See hatte. „Dort drüben“, sagte sie, „unterhalb der Klippen, fast verborgen, sehen Sie das Gebäude?“ Es war ein Sägewerk, angetrieben vom Wasserfall, der sich über die Felsen ergoss. Die Besitzerin ist eine reiche alte Frau, die selbst dort lebt und das Geschäft führt – so weit entfernt von der Welt, dass der Ort nur per Boot erreichbar ist. Welch unterschiedliche Schicksale die Menschen doch haben!
Überall war man mit der Heuernte beschäftigt, der wichtigsten Arbeit in dieser Region. Man klagte über den vielen Regen, der das erste Heu stark beschädigt hatte. Vom Hang aus gesehen schienen die gegenüberliegenden Ufer ganz nah, manchmal meinte man gar, der See läge direkt unter den Füßen. In diesen steilen Gegenden müssen die Menschen das Heu, gebündelt auf dem Kopf, mühsam zu Stall oder Scheune tragen – welch schwere Arbeit!
Auf dem Rückweg führte uns Frau Heussi zum Friedhof, um uns den Grabstein ihres verstorbenen Mannes zu zeigen. Eine Träne stieg mir in die Augen – wie oft war ich mit diesem guten Mann zusammen gewesen. Damals war er mein Vorgesetzter gewesen.
Die alte Frau war so müde, dass wir bald zum Aufbruch drängten. Wir tranken noch eine Tasse Kaffee, aßen ein Stück Kuchen und etwas Brot. Louise erhielt einige Blumenstöcke als Geschenk. Frau Heussi begleitete uns noch ein Stück.
Kurz vor unserer endgültigen Verabschiedung trafen wir auf unseren alten Hausmeister W., der gerade den Rasen vor seinem Haus mähte. Er war sichtlich gerührt, den Sohn seines ehemaligen Hauptmanns wiederzusehen. Er war immer ein fleißiger Arbeiter gewesen, hatte ein kleines eigenes Haus, ein paar Kühe, eine Frau und erwachsene Kinder. Während wir über alte Zeiten plauderten, kam seine Frau hinzu, neugierig, mit wem ihr Mann da sprach. Sie sah noch immer gesund und jünger aus und erinnerte sich, mich vor 17 Jahren bei ihnen gesehen zu haben. Wir verabschiedeten uns herzlich von diesen fleißigen Leuten – und von Frau Heussi.
Louise und ich machten uns, noch ganz erfüllt von dem Erlebten, auf den Heimweg. Die Sonne war bereits hinter Wolken verschwunden, der Himmel verdunkelte sich, Blitze zuckten, Donner grollte – wir mussten fürchten, nass zu werden. Louise sprach erneut von Niederländisch-Indien. Je weiter wir abstiegen, desto näher kam das Gewitter. Als wir Mollis in der Ferne sahen, lagen Klönthal, Glarus und selbst Netstal schon tief in dunkle Regenwolken gehüllt, die drohend auf uns zuzogen.
Es begann zu nieseln, der Wind wurde stärker. Unter einem Walnussbaum nahe eines Baches suchten wir Zuflucht. Wir tranken einen Schluck vom klaren Quellwasser – als Erinnerung an diesen Tag. Doch zum Verweilen war dies kein Ort. Ich drängte zum Aufbruch, und auf dem kürzesten, aber beschwerlichsten Weg erreichten wir Beglingen.
Der Regen wurde heftiger, der Wind tobte. Louise stolperte wie ein Reh über den steinigen Pfad, verlor ihre Aloe-Pflanze aus dem Topf – bei dem dunklen Himmel war an Suchen nicht zu denken. Ein kleiner Verlust – schön war immerhin, dass der Topf geblieben war.
Wir setzten unseren Weg vom Morgen fort, diesmal mit deutlich schnelleren Schritten. An einen geöffneten Regenschirm war nicht zu denken. So spülten wir unterwegs ein wenig Geschirr im Regen und kamen schließlich gegen acht Uhr gut gelaunt zu Hause an – zur großen Freude der Familie, die uns bei schönem Wetter hatte empfangen wollen, uns nun aber längst im Sturm verloren glaubte.
Das Abendessen genossen wir mit umso größerem Appetit. Wir hatten uns so viel von unserer bewegenden, stellenweise rührenden und manchmal auch komischen Reise zu erzählen, dass wir das immer heftiger tobende Gewitter gar nicht bemerkten. Erst um zehn Uhr fiel es uns auf. Ich verabschiedete mich unter heftigem Regen und starkem Wind, der die ganze Nacht anhielt, in meine Unterkunft.
Rundum zufrieden mit diesem Tag legte ich mich bald schlafen – nicht ohne noch das zu tun, was ich fast jeden Abend, manchmal auch morgens tat: Tagebuch schreiben. Ich schlief einigermaßen gut.